Eindrücke von der Solarworld Hauptversammlung

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 18.01.2021


Ich möchte Ihnen hiermit kurz meine Eindrücke von der gestrigen Solarworld-Hauptversammlung. Ich war selber vor Ort, um mir ein eigenes Bild von der Lage zu machen. Zunächst einmal die harten Fakten:

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  • Solarworld hat die Prognose für das laufende Geschäftsjahr bestätigt: Umsatz und Absatz sollen jeweils um 20% steigern, das Ebit soll positiv sein (im ersten Quartal hatte es noch bei -4 Mio. Euro gelegen).
  • Finanzvorstand Koecke (der auf mich einen kompeteten und soliden Eindruck macht) bezifferte den Währungseffekt beim Ebit im ersten Quartal auf negative 4,8 Mio. Euro. Der Dollar habe im Berichtszeitraum schließlich gegenüber dem Euro zugelegt – und die hohen Cash-Bestände in US-Dollar wären deshalb rein buchhalterisch weniger wert gewesen (in Euro).
  • Laut Firmenangaben waren auf der Hauptversammlung rund 50,9% des Kapitals vertreten.

Für mich besonders interessant: Weitere Informationen zum sogenannten „Hemlock-Prozess“. Da geht es um einen langfristigen Liefervertrag, den Solarworld (bzw. ein Tochterunternehmen) mit dem Silizium-Lieferanten Hemlock eingegangen war. Zu Zeiten, als Silizium knapp und sehr teuer war. Jetzt, wo Silizium in großer Menge verfügbar und günstig ist, möchte man davon nichts mehr wissen. Hemlock klagt auf Erfüllung der Verträge – die Schadensersatzforderung liegt bei über 700 Mio. US-Dollar.

Kritische Fragen – passende Antworten

Vom Vorstand selbst war das Thema „Hemlock-Prozess“ in der Rede zu Beginn der Veranstaltung nicht behandelt worden. Erfreulicherweise war auch dieses Mal auf Ralf-Jochen Ehresmann vom Dachverband der Kritischen Aktionäre Verlass. In gewohnt souveräner Weise forderte dieser vom Vorstand Antworten auf seine in der Sache kritisch und im Ton freundlich vorgetragenen Fragen – darunter „Hemlock“. Ich fasse die Antworten des Vorstandsvorsitzenden Asbeck sinngemäß zusammen: Der nächste Gerichtstermin dazu werde am 23. Juni stattfinden (nicht am 9. Juni, wie es in der Presse zeitweise hieß). 2-3 Monate nach diesem Termin rechne er mit einer Entscheidung. Und das sei wohlgemerkt die 1. Instanz vor einem Einzelrichter (den Frank Asbeck als sympathischen älteren Herrn mit weißem Haar) beschrieb. Mit anderen Worten: Bei einer im Sinne Solarworlds ungünstigen Entscheidung könne man eine andere Instanz bemühen.

Wegen Hemlock-Prozess könnte Insolvenz eintreten

Um es klar zu sagen: hier geht es um keine Peanuts, sondern um die Existenz des Unternehmens. Wer weiß schon, wie das zuständige US-Gericht entscheiden wird? Es geht hier um eine Forderung von über 700 Mio. US-Dollar. Eine solche Höhe könnte Solarworld nicht bedienen (gut 180 Mio. Euro Cash) – dann würde die Insolvenz drohen. Warum sich Frank Asbeck nicht auf einen schnelle Vergleich einlassen würde? Dessen Antwort: „Zu frühes Finalisieren ist immer schlecht.“ (Dieses Zitat habe ich mir notiert.) Und ein weiteres Zitat des jovialen Frank Asbeck (demonstrative Gelassenheit?) habe ich mir notiert…soweit das geht, da in rheinischem Dialekt gesprochen: Et kütt wie et kütt und et hätt noch immer jot jejange.

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Mein Fazit: Solarworld ist ein Unternehmen mit einer klaren Vision. Das zeigte zum Beispiel der Einspieler von einem Flugzeug, das mit Solarenergie betrieben wird. Die Energie kommt von der Batterie – die Batterie holt ihre Energie von der Sonne. Photovoltaik ist in den vergangenen Jahren immer günstiger geworden, und inzwischen wird weltweit mehr in Erneuerbare Energien als in Kohle und Gas investiert. Das kann unsere Welt verbessern. Die große Frage ist, ob Solarworld es nun auf Ebit-Basis schafft, schwarze Zahlen zu schreiben. Und ob der Hemlock-Prozess erfolgreich im Sinne einer für Solarworld tragbaren Lösung abgeschlossen werden kann. Diese Risiken kann ich persönlich nicht beziffern bzw. einordnen.

Klarstellung

Ich weise darauf hin, dass ich in Solarworld-Anleihen investiert bin. Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktien zu handeln. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine. Wir recherchieren nach bestem Wissen und Gewissen, übernehmen aber keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.