Die Deutsche Bundesbank hat eine Untersuchung darüber angestellt, ob und wenn ja wie sich das Sparverhalten der deutschen Anleger(innen) aufgrund der Mini-Zinsen geändert hat. Sie wissen es ja selber: Sparbücher, Festgeld, Sparbriefe – da gibt es ja (wenn überhaupt!) noch nur Niedrigstzinsen. Je nachdem, wie die Inflation berechnet wird, bedeutet das real gesehen einen Verlust an Kapital. Bedeutet das nun, dass weniger gespart wird – weil es ja in Bezug auf Zinseinkünfte nichts bringt? Oder wird vielleicht sogar mehr gespart, weil der Geldwert stabil bleibt? Dazu gibt die Untersuchung der Bundesbank einige Hinweise. Zu den Details:
Inhaltsverzeichnis
- Michael Vaupel
- Ergebnisse der Umfrage zum Sparverhalten
- Der Realzins berücksichtigt die Höhe der Inflation
- Klarstellung
Michael Vaupel
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Zunächst einmal: Ich beziehe mich bei den folgenden Zahlen auf die „Umfrageergebnisse zum Einfluss niedriger Zinsen auf das Spar- und Anlageverhalten privater Haushalte in Deutschland“, aus dem aktuellen Monatsbericht der Deutschen Bundesbank.
Quelle: Monatsbericht Oktober, Deutsche Bundesbank
Dort finden sich ab Seite 29 die Ergebnisse dieser Untersuchung. Als zentrale Frage fiel mir dort die Frage nach dem Sparverhalten auf. Wurde das aufgrund der niedrigen Zinsen angepasst? Das Ergebnis lautete:
Ergebnisse der Umfrage zum Sparverhalten
- Über drei Viertel der Befragten gaben an, ihr Sparverhalten nicht geändert zu haben
- Eindeutige 77% der Befragten antworteten mit „Nein“, hatten ihr Sparverhalten also nicht aufgrund der Mini-Zinsen angepasst.
- Weitere 15% der Befragten antworteten, dass sie ihre Sparleistungen reduziert hätten aufgrund der niedrigen Zinsen. Warum sparen, wenn es dafür de facto fast keine Zinsen mehr gibt, scheint die Denkweise dieser Gruppe zu sein.
- Und dann gaben weitere 7% an, aufgrund der gesunkenen Zinsen ihre „Sparweise“ geändert zu haben.
Gerade den letzten Punkt finde ich interessant. Denn wer sich mit der Geldanlage etwas auskennt, der weiß natürlich, dass nicht jede Assetklasse in jeder Zeit passend ist. So fand ich persönlich zum Beispiel in den frühen 1990ern deutsche Staatsanleihen klasse. Damals wurde die Wiedervereinigung finanziert, und das Finanzministerium emittierte Bundesanleihen, die einen Kupon von z.B. 8,75% für 10 Jahre boten. Da gab es hohe Realzinsen, denn die Inflationsrate lag erheblich darunter. In solchen Zeiten ist „Sparen“ zum Vermögensaufbau (sofern man es sich natürlich leisten kann) meiner Ansicht nach sehr lohnenswert, wenn mit den Ersparnissen dann solche Anleihen gekauft werden.
Der Realzins berücksichtigt die Höhe der Inflation
Heute ist die Situation ja völlig anders. Statt 8,75% für 10jährige Bundesanleihen gibt es derzeit lediglich 0,5 bis 0,6% jährlicher Rendite für Bundesanleihen. Und von „hohem Realzins“ ist da nichts mehr zu sehen, denn je nach Berechnungsweise der Inflation sind die Realzinsen sogar niedrig.
Ich finde, das rechtfertigt schon eine Änderung der Sparweise. Während Anfang der 1990er Bundesanleihen und auch Sparbriefe etc. sinnvoll waren, sind sie das derzeit umso weniger. Interessanter sind im aktuellen Umfeld da meiner Ansicht nach „Value Aktien“ mit vergleichsweise hoher Dividendenrendite.
Doch die Untersuchung der Bundesbank zeigt: Beliebt sind bei den Anlegern weiterhin in erster Linie Sparbücher, Tages- und Festgeld sowie Sparbriefe. Auch wenn sich damit nach Abzug der Inflation kein Blumentopf gewinnen lässt bzw. real gesehen sogar Kapital verloren wird.
Klarstellung
Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, mit diesem Basiswert zu handeln. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine. Wir recherchieren nach bestem Wissen und Gewissen, übernehmen aber keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.