Keine Inflation in der Eurozone im September!

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 18.05.2021


Kaum ist der September zu Ende, gibt es von Eurostatt offizielle Angaben zur Höhe der Inflation in der Eurozone im Monat September. Und diese Angabe lautet: -0,1% Inflation im September! Mit anderen Worten: mehr oder weniger Preisstabilität. Was eigentlich eine gute Nachricht ist, wird aber derzeit von vielen als Problem gesehen. Warum das so ist – hier einige Hintergründe.
Zunächst die Fakten: Eurostat (auch ESTAT) ist das“Statistische Amt“ der Europäischen Union, mit Sitz in Luxemburg. Und eben diese Behörde teilte mit, dass die jährliche Inflationsrate der Eurozone im September bei -0,1% lag. Die befragten Experten hatten zuvor mit einer Stagnation (d.h. +/-0,0%) gerechnet. Hier geht es um den Vergleich zum entsprechenden Vorjahreswert, nicht zum Vormonatswert. Auf Monatsbasis können sich durchaus einmal größere Veränderungen ergeben, die dann im Jahresvergleich wieder geglättet werden.

Die Energiepreise sind auf Jahresbasis um 8,9% gesunken

Dieser Rückgang des Preisniveaus um 0,1% im Jahresvergleich ist besonders den niedrigen Preisen für Energie zu verdanken. Denn deren Preise lagen im September 2015 laut Eurostat um 8,9% unter dem Niveau vom September 2014. Übrigens war dieser Rückgang von 0,1% der erste Rückgang des Preisniveaus seit März 2015. Eurostat gibt auch Zahlen zur „Kernrate“ der Inflation: Dann werden die Preise für Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet. Mir persönlich leuchtet das nicht ein: Denn gerade Energie- und Nahrungsmittelpreise sind schließlich genau das, was jede(n) Verbraucher(in) betrifft. Wie auch immer: Diese Kernrate lag deutlich höher, und zwar bei +0,9%. Im August hatte es laut Eurostat dasselbe Niveau gegeben.

EZB: Inflationsziel von 2,0% – tatsächliche Inflation bei -0,1%

Das „Problem“ ist nun: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erklärtermaßen als Ziel eine Inflation von 2,0%. Und sowohl die gesamte genannte Inflationsrate (-0,1%) als auch die Kernrate (+0,9%) liegen deutlich unter dieser Zielmarke. In der heutigen Zeit wird eben angenommen, dass ein gewisser Preisanstieg „gesund“ sei, da konjunkturbelebend.
Ich erinnere mich noch gut an die Zeiten der alten Bundesbank, als es weniger um „Wachstumsförderung“ ging als darum, die eigene Währung stabil zu halten. Eine Inflation von -0,1% und eine Kernrate von +0,9% wären da wahrscheinlich als Erfolg und nicht als „Problem“ bewertet worden. Doch der Zeitgeist hat sich geändert – und derzeit gilt eben „mehr Inflation“ als erstrebenswert. Diese Inflation könnte auch den Goldpreis steigen lassen. Die jüngsten Inflationszahlen könnten deshalb dafür sprechen, dass die EZB ihre Politik des leichten Geldes weiterhin durchziehen wird.

EZB: Fortsetzung der Politik des leichten Geldes

Da alles andere aber auch eine Überraschung für die meisten Marktteilnehmer(innen) wäre, dürften diese jüngsten Inflationszahlen kaum Auswirkungen auf die Kurse von europäischen Aktien und des Euros haben. Manche indes sehen die Möglichkeit, dass bei einem erneuten Rückgang der Inflationsrate im Oktober die EZB die schon sehr laxe Geldpolitik sogar noch weiter lockern wird. Eine Möglichkeit dazu wäre zum Beispiel eine Aufstockung der Käufe von europäischen Staatsanleihen. Warten wir es ab.

Klarstellung

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